Ein vertrauter Anblick für alle, die ihren Urlaub an der Mosel verbringen: Die Burgruine Landshut, die majestätisch über der Altstadt von Bernkastel-Kues thront.
Zu Fuß ist die Burg - vom historischen Marktplatz in Bernkastel - in ca. 30 Minuten zu erreichen. Mit dem Burg-Landshut Express steht aber auch eine komfortable Transportmöglichkeit zur Verfügung.
Ein Besuch der Burgruine wird mit beeindrucken Ein- und Aussichten in die herrliche Moselkulturlandschaft belohnt. Die Burgruine Landshut gehört nicht nur zu den populärsten Ausflugzielen der Region, neueste Entdeckungen belegen zudem, dass sie auch zu den ältesten Bauwerken an der Mosel zählt.
Spektakuläre Funde
Im Juni 2012 wurden bei routinemäßigen Arbeiten an der Außenbefestigung (dem sog. Zwinger) der Burgruine Landshut ungewöhnlich massive Reste einer römischen Befestigung (Kastell) gefunden. Archäologen datieren diese Überreste, die in die mittelalterlichen Bauten integriert wurden, ins ausgehende 4. und frühe 5. Jahrhundert.
Einordnung der Funde
Die neu entdeckten Mauerreste auf dem Burgberg im Stadtteil Bernkastel sind deutlich älter als die von Heinrich von Finstingen um das Jahr 1276 errichtete, heute noch zu besichtigende, Burg. Sie sind auch deutlich früheren Ursprungs als die beiden Vorgängerburgen, die 1017 bzw. 1201 zerstört oder geschleift wurden.
Aufgrund der bisherigen Ergebnisse lässt sich eine rechteckige, rund 60 x 30 Meter große Befestigung rekonstruieren, in die fünf oder sechs fast quadratische Türme integriert waren.
Diese Türme sind in ihrer Bauweise sehr ungewöhnlich und kaum mit der Spätantike oder gar dem Mittelalter in Verbindung zu bringen. Sie lassen sich nur vergleichen mit spätrömischen Kastellen, wie sie z. B. in Ludwigshafen oder Passau gefunden wurden. Zwei Glas- und Keramikfunde lassen darauf schließen, dass die Mauern aus dem späten 4. oder frühen 5. Jahrhundert stammen. Auf sogar eine vorrömische Nutzung lassen die Funde eines Steinbeils aus Tonschiefer und handgemachter Scherben schließen.
Die Burg als Teil eines militärischen Gesamtkonzepts
Bisher lassen sich 19 oberhalb der Mosel gelegene spätrömische Bergbefestigungen nachweisen, die Burg Landshut ist eine davon. Sie diente wohl nicht als Zufluchtsort, sondern als Teil eines militärischen Konzeptes. Im Moseltal wurde – in gleichmäßigen Abständen - eine ganze Kette von Bergbefestigungen angelegt, sowohl zum Schutz der Mosel – die als Wasserstraße sehr wichtig war – als auch der neuen Kaiserresidenz in Trier. Als Initiator gilt Kaiser Constantius I. (293-306).
Das Kastell in Bernkastel wurde von der mittelalterlichen Kernburg – deren Ruine wir heute noch sehen können – nur teilweise überbaut. Deshalb ist es die erste Bergbefestigung im Moseltal, deren Umfang und Grundriss genau bekannt ist.
Fazit:
In der Kosmographie des „Geographen von Ravenna“ schreibt der anonyme Verfasser: „…Ebenso liegen an dem Fluss Mosel…die Orte Trier, Neumagen, Bernkastel, Karden und Koblenz“. Geschrieben wurde es im frühen 8. Jahrhundert, der Geograph bediente sich aber älterer Quellen und beschreibt wohl den Zustand der Welt vor dem Jahr 496.
In der lateinischen Übersetzung des ursprünglichen griechischen Texts heißt es statt Bernkastel: „Princastellum“. Dieses wäre als „primum castellum“ als das „erste Kastell“ zu deuten - und namensgebend für das spätere Bernkastel.
Das neu entdeckte Kastell wäre eine der wenigen Orte der Region, wo sich eine antike Bezeichnung mit einer bestimmten Fundstelle in Verbindung bringen lässt.
Die beeindruckende Größe der Bergbefestigung lässt darauf schließen, dass auch die Siedlung unter dem Burgberg sehr große gewesen ist. Das Alter von Bernkastel-Kues muss im Licht dieser neuen Entdeckungen um fast 1000 Jahre angehoben werden. Für eine große Population sprechen auch die übrigen römischen Funde im Ferienland Bernkastel-Kues, z. B. die „Römischen Weinkelter“ in Erden, Piesport oder Neumagen-Dhron. Wer den Weg zur Burg nicht zu Fuß erklimmen möchte, dem steht eine Fahrt mit dem Burg Landshut-Express zur Verfügung.
Marcia
Utente